Weltentrennung auf einem Planeten – wie real ist das? Und schlägt Moral Verantwortung? Hemmingway-Mercer von The Futurists legt den Finger in die Wunde, doch gibt es eine Lösung?
Magic Britain hält den Atem an. Niemand traut sich mehr, schlafen zu gehen, so schnell überschlagen sich die Ereignisse. Kaum hat William H.T. Connery Winston Clarks Werk The End of Magic Society! versucht einzuordnen, tritt Theobald Hemmingway-Mercer, Spitzenkandidat der Partei, dessen Gründer Clark war, ins Rampenlicht. Nachdem es seit den Wahlen vor zwei Jahren eher ruhig um ihn war, fordert er nun vor der Kamera: Wir müssen reden!
Niemand ist überrascht, dass er sich als Mitglied der Partei The Futurists äußert, doch dass er in seinem Statement einige Punkte Clarks aufgreift und noch einmal an Sprengkraft nachlegt, war dann doch unerwartet. So sagte er in seiner kurzen Rede:
“[…] Clark hat es auf den Punkt gebracht, indem er schreibt: “Wir sind EINE Welt. Vielleicht hilft es uns gegen die Angst zu begreifen: Dass wir zusammengehören und uns gegenseitig brauchen.” Und ich sage, vielleicht ist es an uns, das aufzuhalten, was in der First World zum Scheitern verurteilt ist – der Umweltschutz. Seien wir doch ehrlich. Niemand von uns glaubt daran, dass solch wichtige Themen wie der Artenschutz die angemessene Bedeutung in nationaler oder gar internationaler Umweltpolitik erhalten. Und falls doch, dann ist deren Verwaltungsapparat so träge, dass wir in 50 Jahren eher schlechter als besser dastehen werden. Wir verlieren also wertvolle Zeit und möglicherweise sind dann Kipppunkte gefallen, die wir nicht mehr retten können. Wir sind zwar eine Welt, aber wir in der Second World sind die, die über Magie verfügen. Möglicherweise ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, Verantwortung zu übernehmen und sie zu nutzen, um diese eine, gemeinsame Welt zu retten!”
“Clark sagt selbst: “Das muss jetzt unser Hauptaugenmerk werden: Die Frage nach der Zukunft. Nach einem neuen Konsens.” Das unterschreibe ich sofort. Die Zukunft unseres Planeten liegt einzig und allein in unseren Händen. Wir müssen aufhören, brav in unserem Versteck zu sitzen, nur weil hunderte Jahre zuvor – unter ganz anderen Bedingungen als heute – ein paar Magier*innen beschlossen haben, dass wir uns verstecken sollen. Wie kann man aber eine Welt trennen, in der wir alle die gleiche Luft atmen und das gleiche Wasser trinken? Und die Dinge verändern sich. Warum sollten also ausgerechnet wir mit dem Mehr an Möglichkeiten an etwas festhalten, das verhindert, dass wir unsere Existenz retten? Laut Clark werden wir den Fall der Weltentrennung nicht verhindern können. Dann lasst uns doch jetzt bestimmen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Das schulden wir unseren Kindern und Enkelkindern. Im Grunde haben wir doch nur zwei Optionen: Entweder wir halten uns brav an die Geheimhaltung, lassen den Planeten zugrunde gehen und unsere Nachfahren sterben oder aber wir verstehen, dass es unsere Pflicht ist, alles zu tun, was nötig ist, um diesen Planeten wohnbar zu halten und für alle – Menschen, Pflanzen, Tieren – zu retten. Mit welcher Option fühlen wir uns nachfolgenden Generationen weniger schuldig? Sind wir nicht an dem Punkt, dass der Zweck die Mittel heiligt?[…]”
Damit legt Hemmingway-Mercer kräftig den Finger in die Wunde. Ist es wirklich unsere Pflicht, uns einzumischen? Oder erheben wir uns aus einem vorgeschobenen Grund über andere? Und welche Konsequenzen zieht die Einmischung nach sich? Bringen wir vielleicht die Welt dann endgültig aus ihrem Gleichgewicht? Denn jede noch so kleine Einmischung ist ein Eingriff in die Natur, dessen Ausmaß wir nicht erahnen können. Genauso wenig wie wir wissen, welche Folgen das Aussterben einer Art für das gesamte Ökosystem hat.
Fehlt es uns also an Mut, eingreifen? Oder auf Vertrauen abzuwarten? Und dann stellt sich noch die Frage: Inwiefern nehmen wir uns die Kontrolle über die Welt, weil wir mehr Macht haben?
Fragen, die uns Theobald Hemmingway-Mercer nicht beantwortet hat. Die wir aber stellen müssen, denn egal wie wir uns entscheiden – die Zeit läuft uns davon.