„I Do Think the State Is Wrong About This“

Broughton Academy Deputy Headmaster Liam Spencer talks about dispute with State 

Harrington District 1 – by Edith Bloom

Mit Professor Liam Spencer steht uns heute nicht nur der stellvertretende Schulleiter der Broughton Akademie Rede und Antwort, sondern auch einer der Überlebenden der Geschehnisse rund um die Soldan-Lancaster-Verhandlung. Spencer ist heute maßgeblich für die Neukonzeption des Unterrichtsbetriebs an der Academy verantwortlich.

The Daily Observer (Harrington Site): Mr Spencer, wie haben Sie persönlich die knapp 14 Monate seit den schrecklichen Ereignissen rund um die Soldan-Lancaster-Verhandlung wahrgenommen? Kann das Leben einfach so weitergehen?

Das Leben muss weitergehen. Das ist der Lauf der Dinge. Und genau da sehe ich auch meine Verantwortung. Gegenüber den Lebenden. Den Überlebenden und auch dem neuen Jahrgang an der BAC. Wir müssen zusammen in die Zukunft blicken und an dem wachsen, was wir gemeinsam durchgestanden haben. Was wir ja auch tun.
Mir selbst hilft es sehr, mich voll und ganz in die neue Aufgabe zu stürzen. Ich bin einfach kein Mensch, der in der Vergangenheit lebt. Wozu auch? Was passiert ist, ist passiert. Keiner kann es rückgängig machen. Einfluss habe ich immer nur auf die Zukunft. Deswegen setze ich mir neue Ziele und bin diszipliniert genug, diese Ziele nie aus den Augen zu verlieren.

Mein derzeitiges Ziel lautet dabei: Die aktuellen Jahrgänge zu perfekt ausgebildeten Wächter*innen und charakterlich gefestigten Persönlichkeiten heran zu bilden. Ich bin verdammt zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.
Neben der Arbeit helfen mir außerdem viel Zeit in der Natur und Sport. Ich gehe joggen, liebe Rugby, Boxen und die Prides.

DO: Wie muss man sich den Alltag an der Schule im letzten Ausnahmejahr vorstellen? Hat es denn überhaupt Unterricht gegeben?

Ich persönlich habe die ersten Wochen nach dem Anschlag im Krankenhaus verbracht.
In dieser Zeit ist das Gros der Unterrichte natürlich ausgefallen. Aber die Chance zum Durchatmen war absolut notwendig. Alle an der Academy standen unter Schock. Viele der Anwärter*innen haben Freund*innen verloren, Vorbilder und Lehrer*innen.
Wir haben uns früh zusammengesetzt und ein Notfallprogramm konzipiert. Gerade in den ersten Monaten nach den traumatischen Ereignissen konnten und wollten wir nur reduziert mit dem eigentlichen Lehrplan arbeiten. Viel wichtiger schien es uns, ausreichend Raum für die Trauer, für Verarbeitung und Aushandlung zu geben. Ziel war es, durch höhere physische Auslastung, viele teambildenden Maßnahmen und gemeinsame Reflektionsrunden allmählich die Schockstarre, die sich über Harrington Hall gelegt hatte, zu brechen. Was uns, denke ich, exzellent gelungen ist.
Die Broughton Academy war bekannt für ihr streng leistungsorientiertes Programm. Wir haben dieses Programm in den letzten Monaten um die Bausteine intensiver Betreuung und charakterlicher Festigung erweitert. Seit Dezember 1986 bereichern dafür ein festangestellter Psychologe und eine Vollzeitbetreuung auf den Wohnebenen unser Team.

Es ist also keineswegs so, dass uns eine schlichte Fortführung des Programms nur aus Personalgründen nicht möglich gewesen wäre. Tatsächlich flatterte die Wochen nach den Anschlägen Bewerbung um Bewerbung ein. Wir hätten uns die neuen Lehrkräfte förmlich aussuchen können. Wir haben uns aber bewusst für einen anderen Weg entschieden. Keine vorschnellen Entscheidungen. Menschen sind nichts, was man einfach so ersetzen kann. Und sollte.
(Spencer gönnt sich eine kurze Pause, um das Gesagte wirken zu lassen)
Stattdessen haben wir uns die Zeit genommen, unser ganzes Programm noch einmal komplett umzukrempeln. Es moderner zu machen und erst mit dem fertigen neuen Konzept in den Händen auf Personalsuche zu gehen. Heute wissen wir, die richtige Entscheidung.
Letztlich konnten wir mit einer simplen Verschiebung von September auf Dezember tatsächlich genug Zeit generieren, um unsere Anwärter*innen der Jahrgänge ’84 und ’85 wieder an den Stoff des laufenden Lehrplans heran zu führen. Die Ergebnisse der Prüfungen im November 1986 stehen für sich. Das Niveau wurde übrigens nicht angepasst. Alle Anwärter und Anwärterinnen haben ihre Prüfung anhand der Bildungsvorschriften der Behörden abgelegt.
Deswegen kämpfen wir auch so engagiert für die Anerkennung des Schuljahres 85/86. Unsere Anwärter und Anwärterinnen haben trotz der furchtbaren Umstände Enormes geleistet. Es wäre ein falsches Zeichen, sie mit einer erneuten Verlängerung der Ausbildungszeit für den gezeigten Einsatz jetzt zu bestrafen.

DO: Warum vertraut der Staat Ihrer Einschätzung nicht und besteht derzeit auf einer Verlängerung der Ausbildungszeit (für die Jahrgänge ’84 und ’85) um ein weiteres Jahr?

Die Behörde hält in der Bildungspolitik gern an festgefahrenen Mustern fest. Sie argumentiert damit, dass das Schuljahr nicht nach Lehrplan verlaufen ist und es somit keine Vergleichbarkeit und große Lücken gibt.
Ich glaube allerdings, dass die Behörde da falsch liegt.

DO: Die Behörde zweifelt also die Aussagekraft der Prüfungsergebnisse an? Können Sie deren Argumente nachvollziehen?

Die Behörde ist der Auffassung, dass eine Prüfungsleistung alleine nicht aussagekräftig sei. Im Grunde könnten wir ja jede*n innerhalb weniger Tage für jede Prüfung vorbereiten.

DO: Schwingt da also der Vorwurf mit, die Academy habe die Jahrgänge ’84 und ’85 quasi für die Statistik durch die Prüfungen gepresst?

Man könnte da einen Vorwurf vermuten, korrekt. Ein Vorwurf, der aber nicht den Tatsachen entspricht. Natürlich haben wir nicht alle Fächer genauso unterrichten können, wie sie einst im Lehrplan angelegt waren. Aber wir haben stets nach der Devise ausgebildet, dass später einmal das Leben unserer Anwärter*innen davon abhängen könnte. Das haben wir wirklich nie außer Acht gelassen. Allein die Zusammensetzung des Kollegiums verrät doch, wie viel Wert wir immer schon auf enorme Praxisnähe und umfassende Ausbildung gelegt haben. Wir wissen, was für den Einsatz zählt.
Und ja, all das hat natürlich einen sehr faden Beigeschmack. Uns wird quasi indirekt unterstellt, die Leben unserer Anwärter und Anwärterinnen wiegen weniger als Statistiken oder ein effizienter Ausbildungsdurchlauf. Gerade wenn wir uns bewusst machen, warum wir überhaupt in diese Situation geraten sind, muss doch klar werden, wie absurd das ist. Oder?

DO: Und wenn die Behörde sich trotzdem nicht umstimmen lässt? Welche Folgen hätte das für Ihr Ausbildungsprogramm?

Die Behörde macht es sich sehr einfach und hat die praktische Umsetzung ihrer Ideen nicht im Ansatz durchdacht.
Zum Beispiel das Problem mit dem doppelten Abschlussjahrgang. Die Klassen ’85 und ’86 würden nach den Plänen der Behörde zeitgleich in die Abschlussprüfung gehen. Bis dahin aber müssten beide Klassen separat unterrichtet werden. Beide sind auf vollkommen unterschiedlichen Ständen. Und zwar in jeweils vier verschiedenen Fachbereichen. Der Jahrgang 1985 ist seit fast eineinhalb Jahren an der Academy, die Anwärter und Anwärterinnen fangen längst nicht mehr bei Null an. Der neue Jahrgang 1986 schon. Dazu kommt Ende 1987 bereits der vierte Jahrgang an die Academy. D.h. wir würden mit vier Jahrgängen gleichzeitig arbeiten. In einem Gebäude, das auf maximal drei ausgerichtet ist. Wir müssten weiterhin für die Jahrgänge 1985 und 1984 noch einmal komplett neue Unterrichtspläne schaffen – wollen wir ihnen nicht noch einmal das exakt Gleiche eintrichtern. Wer soll das machen? Dafür fehlt es uns schlicht an Unterrichtsräumen, Schlafräumen, Personal und vor allem Geld. Denn einen fetten neuen Scheck hat die Behörde bisher jedenfalls noch nicht in Aussicht gestellt.
Und das wirklich Absurde an der ganzen Diskussion: Die Behörde will ihre Maßnahmen mit dem Argument durchdrücken, dass die Anwärter*innen durch das improvisierte Schuljahr mit zu hohen Defiziten in ihre Dienstzeit starten könnten. Tatsächlich aber forcieren sie doch mit genau diesen kopflosen Maßnahmen all jene Defizite, die wir durch die längst eingeleiteten Schritte eigentlich schon adäquat ausgeglichen hatten.

DO: Wir bedanken uns für das ausführliche Interview. Aber eine Frage haben wir dann doch noch – Sie haben von Ihren persönlichen Zielen gesprochen: Wo sehen Sie sich und die Broughton Academy in zehn Jahren?

Die Academy sehe ich unverändert. Nur einige der Lehrkräfte werden dann anders heißen: Blackburn, Miller, Doyle oder Akrutat zum Beispiel. Ich selbst werde sicherlich immer noch im Dienst sein. Es gibt einfach keine andere Berufung für mich, außer vielleicht die Familie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert