Harrington District 1 – by Wilbur Sinclair
Dass auch die Welt des Rugbys keine politikfreie Zone ist, dürfte spätestens nach dem Bestechungsskandal in der Brooms’n’Joy League im letzten Jahr jedem klar sein. Aber wie weit selbst im Sport einige einflussreiche Politiker gehen, um ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen, überrascht dann doch.
Frances Nigellus, Tochter des Skandalpolitikers und Lautsprechers der AWAW Clement Nigellus, spielte bis vor wenigen Wochen noch in Hongkong beim Topteam der Hongkong Traders. Dort ist man mittlerweile aber gar nicht mehr gut auf die junge Sportlerin zu sprechen, die nach Angaben des Vereins “von einem auf den anderen Tag” einfach verschwunden sei und ihre “Mannschaft kurz vor den Playoffs im Stich gelassen” habe.
“Auch wenn sie keine Stammspielerin mehr war – so ein Verhalten ist einfach unsolidarisch. Letzten Endes sind wir froh, dass sie sich so klar gegen ihr Team entschieden hat. So eine Einstellung passt nicht zu unseren Werten”, erklärte Vereinspräsident Lo Wing-wah auf Anfrage des Daily Observer. Harte Worte.
Dass der Verein sie kurz vor Ende der Transferperiode trotz der Bedenken als Neuzugang vorgestellt hat, hat sie ihrem Vater Clement Nigellus zu verdanken – der bereits in der Vergangenheit seine schwerreiche Hand über die Karriere seiner Tochter hielt. Schon ihre Teilnahme am anspruchsvollen Rugbyprogramm der renommierten Pontefract Academy hat sie dessen politische Beziehungen zu einem der Coaches zu verdanken. Während andere Bewerber*innen harte Auswahlverfahren durchlaufen mussten, soll es für Nigellus auffällig einfach gewesen sein, in die Mannschaft zu kommen, wie Insider aus dem Umfeld des Teams berichten.
Letztes Jahr im Draft wurde Frances Nigellus dann gar nicht erst von einem Club der Brooms’n’Joy League ausgewählt. Stattdessen zeigte nur der Pittenweem RC aus der zweitklassigen Honour League Interesse. Offenbar nicht das, was sich der Vater als Karrierestart für die Tochter vorgestellt hatte. “Sie hatte den Vertrag bereits unterschrieben. Aber zum ersten Training ist sie einfach nicht aufgetaucht. Wir haben dann aus der Zeitung erfahren, dass sie stattdessen nach Hongkong gegangen ist”, zeigt sich Vereinspräsidentin Sandra O’Loughlin noch heute enttäuscht. Die fällige Konventionalstrafe zahlte dann offenbar Vater Clement – der auch maßgeblichen Anteil an dem Wechsel nach Hongkong hatte.
Dem Daily Observer liegen Dokumente vor, die eine hohe Spende von Clement Nigellus an die Hongkong Traders belegen – und die in den Zeitraum ihres Transfers fallen. “Unsere Spender*innen bleiben anonym, dazu äußern wir uns nicht. Wir haben jedenfalls alle Papiere zu ihrem Wechsel ordnungsgemäß eingereicht”, empört sich Traders-Präsident Lo Wing-wah über die Anschuldigung. Kein Wunder, denn Bestechlichkeit steht in Hongkong unter besonders hoher Strafe.
Dabei fand sich Frances Nigellus im Anschluss beim mehrfachen asiatischen Meister gut ein, gehörte schnell zum Stammpersonal. In elf Spielen kam sie auf acht Tore (drei Field Kicks, fünf Throws), ein ordentlicher Wert.
Doch dann gab es Ärger: Einer Solidarisierungsaktion ihrer Teamkolleg*innen zur New Old Magic-Bewegung verweigerte sie sich. Politische Äußerungen würde sie nicht tätigen, so ihre Aussage. Das kam bei den Fans gar nicht gut an. Fortan wurde sie ausgebuht, beleidigt, bedroht. Bis sie die Reißleine zog, alle Zelte einfach abbrach. Wohl ohne das Team zu informieren. Kein Wunder, dass sie verbrannte Erde bei den Traders hinterlassen hat.
Kaum dass sie wieder zurück in der Heimat war, dann die nächste Überraschung: Ihr Name tauchte plötzlich auf der Mannschaftsliste des Harrington RC auf, dem neu gegründeten Team, das an alte Traditionen am Entstehungsort des Harrington Rugby anknüpfen soll. Auch das kein Zufall, denn sie wird an der Broughton Academy in Harrington Hall parallel dazu eine Ausbildung als kanonische Wächterin starten, wie der Daily Observer in Erfahrung gebracht hat. Im Board der renommierten Akademie sitzt übrigens niemand geringerer als ihr Onkel Oswald Nigellus. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.