In unserem Fortsetzungsroman folgt heute der vierte Teil der Geschichte „Blossom of Love“ unserer Redakteurin Abigail Cribb.
Teil 4: Ein kühles Bad
Die blauen Rosen zitterten im schüchternen Wind, der in den letzten Tagen immer wieder versucht hatte, den Sommer anzukündigen. Edward strich mit den Fingern über eine der Blüten, verzaubert von der Farbe wie damals, als er zum ersten Mal in diesem Garten gestanden hatte. In der Ferne hörte man ein Entenpaar schnattern, das wohl seinem Nachwuchs den Weiher zeigte.
Die beiden haben sich gefunden.
Wieder fuhr ihm das Blut in den Schädel, als er ohne Umschweife an seine Lady erinnert wurde. Mit einem energischen Kopfschütteln, bei dem seine Flat Cap beinahe verrutschte, vertrieb er ihre unvergleichliche Schönheit aus seinen Gedanken. Den Enten gleich begab er sich zum Weiher.
Zwischen Ried und Seerosen erstreckte sich eine spiegelglatte Wasserfläche, nur gestört von winzigen Riffeln aus Wind. Die Enten waren nirgends zu sehen. Edward war das ganz recht – er brauchte die Stille und Einsamkeit, wenn er sich von diesen verbotenen Gefühlen trennen wollte.
Das Hemd und die Flat Cap landeten ordentlich auf einem flachen Stein neben der Wasserkante, gefolgt von seinen Arbeitsstiefeln, die er neben dem Stein platzierte. Seine Hose faltete er zusammen, um sie schließlich auf den anderen Kleidungsstücken abzulegen. Zuletzt die Socken und Unterwäsche.
Edward schauderte unwillkürlich, denn just in dem Moment war der Wind wieder aufgekommen, noch nicht ganz so warm, wie man sich wünschen würde, wenn man wie am ersten Tag in der Natur stand.
Das Wasser um seine Füße war zwar nicht viel wärmer als der Wind, aber es begrüßte Edward wie einen guten Freund. Seine Schritte sanken leicht in Sand und Kies ein, bis er die größeren Steine spürte, die den Weihergrund ab einer gewissen Tiefe bedeckten. Mit einem kräftigen Stoß aus den Beinen ließ der Gärtner sich in eine schwimmende Position gleiten, den Blick in den Himmel, und ließ sich ein wenig treiben. Der Weiher umhüllte seine Schultern, die Arme und den Bauch, eine kühlende Umarmung, die so gegensätzlich war zur Hitze in Lady Delilahs verbotenem Kuss. So gegensätzlich zu Edwards heißer Leidenschaft, die er für sie empfand.
Nein, Edward, hör auf! Du verrennst Dich hier.
Frustriert drehte er sich auf den Bauch, um einige Züge zu schwimmen. Körperliche Anstrengung war immer das beste Mittel gegen dieses Verzehren nach etwas, was er nie würde haben können.
Hätte er sich in der anderen Richtung gedreht, so hätte ihn Fortuna vielleicht beschenkt – dann hätte er sehen können, dass eine Gestalt über die Kuppe des Hügels auf den Weiher zu ging. Eine Gestalt in einem teuren, blauen Kleid. So aber war Edward nicht gewahr, dass seine Angebetete ihn beim Schwimmen beobachtete. Er erreichte die ferne Hälfte des Weihers unwissend.
Doch etwas sagte ihm, dass er nicht länger allein war. In der Annahme, es sei einer der anderen Bediensteten, drehte er sich zunächst nicht um. Seine Lenden waren an dieser Tiefe des Weihers nur knapp unter der Oberfläche.
Für Lady Delilah bot sich in der hellen Mittagssonne ein geradezu delikates Schauspiel: Die Wassertropfen rannen aus Edwards Haar seinen muskulösen Rücken hinab, bis auf die Oberfläche des Weihers, der die spannendsten Details kaschierte wie eine kokette Tänzerin…