In unserem Fortsetzungsroman folgt heute der zweite Teil der neuen Geschichte „Blossom of Love“ unserer Redakteurin Abigail Cribb.
Teil 2: Gedankenkarussell
Nach dem verbotenen Kuss mit Lady Delilah hatte sich Edward losgemacht und war verstört in den Stall des prächtigen Anwesens geflüchtet, wo in einer großen Kammer auch seine Gartengeräte lagerten. Schwer atmend, mit roten Wangen und pochendem Herzen schloss der Gärtner die schwere Tür hinter sich und ließ sich auf eine Truhe fallen.
Wie sollte er Lady Delilah je wieder unter die Augen treten? Aber hatte sie den Kuss nicht auch erwidert? Oh ja, definitiv.
Er spürte wieder ihre sanften Lippen auf den seinen und schloss kurz die Augen.
Dann atmete er kurz durch und sprang mit einem Ruck auf.
Nein! Das durfte nicht sein. Diese Liebe musste unerfüllt bleiben. Er war ihrer nicht würdig!
Er strich sich energisch die Weste glatt und zog seine Flat Cap tiefer ins Gesicht.
Wenn ich mich einige Zeit von ihr fernhalte, wird dieses Gefühl schon wieder vergehen!
Er begann mit energischen Bewegungen die Sense mit dem Schleifstein zu schärfen und stapfte dann mit dem Gerät über dem Rücken an das hinterste Ende des weitläufigen Parks. Dort begann er eine Wiese zu mähen.
Dabei versuchte er krampfhaft an etwas anderes zu denken als Lady Delilah, aber seine Gedanken kehrten immer wieder zurück zu ihr. Ihre goldenen Haare und die tiefblauen Augen…
Erst als die Dunkelheit sich so weit auf das Land gesenkt hatte, dass er kaum noch etwas sehen konnte, kehrte er zurück zum Schloss.
Für das Abendessen mit den anderen Bediensteten ließ er sich entschuldigen und wollte sofort auf seinem Zimmer verschwinden, da wurde er von Butler Jeremiah McGovern aufgehalten.
„Einen Moment noch, Edward! Die Lady lässt Ihnen etwas mitteilen!“
Edward zuckte zusammen und bekam rote Ohren. Was könnte die Lady wollen?!
„Lord Mortimer Harrisville hat seinen Besuch für übermorgen angekündigt. Die Lady erwartet, dass das Schloss entsprechend vorbereitet wird. Das gilt natürlich auch für die Gärten!“
Beim Namen des Lords wurde Edward blass. Er mochte Lord Harrisville nicht. Er war ein unverschämter Snob. Und er hatte ein Auge auf Lady Delilah geworfen. Das war ein offenes Geheimnis und sicher auch der Grund für den Besuch.
Kein Wunder, so hielten sich doch die Gerüchte hartnäckig, dass Lord Harrisville in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Aber durch eine Heirat mit Lady Delilah würde er an deren immenses Vermögen kommen.
Edward presste die Lippen zusammen und nickte. „Aber natürlich. Wenn die Lady das wünscht.“
Dann verschwand er in seinem Zimmer.
Die Nacht über konnte er nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Lady Delilah. Wie sie mit Lord Harrisville im Park spazieren ging. Wie er sie dabei ansah und immer wieder am Arm berührte. Wie sie zusammen lachten. Wie sie ihm die blauen Rosen zeigte.
Edward schloss erschöpft die Augen.
Nein! Das werde ich auf keinen Fall zulassen! Aber was soll ich nur tun?