Die Performance-Künstlerin Agatha Cringle gilt als Vorreiterin der „Magical Arts“-Bewegung. Eine noch junge Szene, die sich zum Ziel gesetzt hat, magische Kunst aus ihrem Nischendasein zu holen. Im Interview erzählt sie, wie sie das mit ihrer Arbeit umsetzen möchte.
Ms. Cringle, wir erreichen Sie mitten in den letzten Vorbereitungen für die Premiere Ihrer neuesten Installation. Was wird das Thema sein?
Es wird groß. Es wird einzigartig. Es wird wichtig. Es geht um nichts weniger, als um die Geburtsstunde einer neuen Ära.
Was für eine Ära möchten Sie mit Ihrer Arbeit einläuten?
Eine Ära der Besinnung auf Magie und das, was die Kunst mit Magie besonders macht. Das Sichtbarmachen von magischer Kunst ist nicht nur mir ein Anliegen. Ich möchte den Zugang dazu möglich machen, sodass jeder Magier den wahren Wert magischer Kunst entdecken kann.
Inwiefern unterscheidet sich diese Performance von anderen Ansätzen?
Nehmen Sie eine Zwiebel und schälen Sie sie. Was bleibt übrig? Das Herz. Das Innere, das nicht sichtbar ist. Und darum geht es. Das Innere nach Außen zu kehren. Die Magie sichtbar zu machen. Aber das nicht statisch, sondern als Erlebnis. Mir ist es persönlich sehr wichtig, dass die Geburtsstunde ein Begreifen ist.
Kunst gilt als einer der wenigen Bereiche, in denen die nichtmagische Welt der magischen überlegen scheint. Es gibt kaum namhafte magische Künstler*innen und es ist schwer, von der Kunst zu leben. Ist ein so radikaler Perspektivwechsel, wie Sie ihn suchen, überhaupt möglich?
Was fühlen Sie dabei, wenn Sie das so aussprechen? Ein wenig Traurigkeit? Oder gar Schmerz? [mitfühlendes Nicken] Sehen Sie, genau darum geht es. Das Loslassen. Das Befreien. Es muss möglich sein, dass die magische Kunst den gleichen Stellenwert erreicht und nicht länger unterdrückt wird. Von daher ist es wichtig, diesen Perspektivwechsel nicht nur möglich zu machen, sondern ihn aktiv zu gestalten, wenn wir nicht länger unser magisches Selbst verleugnen wollen. Und dabei ist es wichtig, das Publikum nicht nur als Publikum zu sehen. Sie sollen Teil des Prozesses sein.
Das Publikum verändert sich also mit?
Genau das ist das Ziel.
Was wird für das Publikum erlebbar sein?
Jeder Gast bekommt die Möglichkeit der Selbsterfahrung und die reinigende Wirkung des Begegnens mit sich selbst zu erleben. Dafür geht es zurück zum Ursprung des Lebens, die Konzentration auf das Wesentliche und die ganzheitliche Empfindung eines Neuanfangs.
Der*die Besucher*in ist also Teil der Performance. Was ist das Ziel? Mit welchem Gefühl, welcher Erkenntnis soll man die Ausstellung verlassen?
Im Bestfall sind die Sinne nicht nur geschärft worden, sondern es sind auch neue dazu gekommen. [verschwörerisches Zwinkern und Lachen] Ich wünsche mir, dass ein Verständnis gewachsen ist für die Notwendigkeit dieser Ära. Alles, was wir in uns nicht pflegen oder gar unterdrücken, verkümmert, stirbt ab und vergiftet uns von innen heraus.
Glauben Sie, es gelingt Ihnen, mit einer Performance tausende Jahre Kunstgeschichte neu zu schreiben?
Das ist vielleicht gar nicht der Anspruch. Nur bedeutet Stillstand auch keine Veränderung. Jemand muss anfangen. Und jetzt ist der richtige Augenblick gekommen, damit anzufangen, den ausgetretenen Pfad zu verlassen und eigene Wege zu gehen. Darum ging es doch in der Kunst schon immer, oder nicht? Und jetzt gehen wir eben den magischen Pfad durch noch unberührtes Gebiet.
Wo werden wir Ihre Installation erleben können?
Auf dem Anwesen der Familie Hill in London. Cecily ist sehr engagiert und unterstützt die magische Kunst sehr, seit sie Ende Mai die Galerie erworben hat. Sie ist einfach ein Engel mit dem Herz am rechten Fleck.
Planen Sie, die Installation langfristig einem größeren Publikum zu präsentieren?
Wer plant, verbaut sich Chancen. Das Universum hat Großes mit uns vor. Lassen wir uns leiten, erfahren wir viel mehr. Und ich vertraue darauf, dass aus dieser Quelle irgendwann ein großer Fluss werden wird.
Sehr interessanter Artikel. Ein tolles Interview. Endlich mal was Lesenswertes in dieser Zeitung.