Silver Lining on the Horizon of Magical Art?

Die Kunstwelt wird selten von wirklich innovativen Ereignissen aufgeschreckt. Das erste dadaistische Lautgedicht, die erste expressionistische Farbexplosion? Diese Zeiten sind lange vorbei. Oder etwa nicht?

Ein Raunen geht durch die magische Kunstwelt. Vor wenigen Tagen wechselte das Bild einer bis dato gänzlich unbekannten Künstlerin für eine enorme Summe den Besitzer. Alvina Harlan heißt die Dame. Noch nie gehört? Den Käufer kennen Sie mit Sicherheit. Es ist kein geringerer als Clement Nigellus, Vorsitzender der Partei “Angry Witches and Wizards”. Für das Geld hätte er gut und gerne zwei Werke deutlich bekannterer Künstler*innen aus der nichtmagischen Welt importieren können. Aber Nigellus entschied sich bewusst für Harlan – denn die ist Magierin. Sie steht für eine neue Generation von Künstler*innen, die das Unmögliche möglich machen wollen: magische Kunst aus der Bedeutungslosigkeit zu hieven.

Ein schwieriges Unterfangen. Immerhin greifen selbst Traditionalist*innen lieber auf Kunstwerke aus der nichtmagischen Welt zurück. Sie sind günstiger, leicht zu bekommen und stilistisch der magischen Welt um Längen voraus. Fallen Ihnen überhaupt Namen von magischen Kunstschaffenden ein? Nein, mir auch nicht. Nun, Harlan könnte das ändern. Und sie ist nicht allein. Die Performance-Künstlerin Agatha Cringle, bekannt für immersive Vorführungen, gehört dazu. Ebenso die darstellenden Künstler*innen Oscar Thornton, Holly Rutherford und Alfie Isaac Morgan. Ihre Werke führen zu Unrecht ein Nischendasein. Sie strotzen nur so vor Kreativität und dem unbändigen Willen, neues Terrain zu entdecken. Auch der erst seit Kurzem wieder in England weilende Maler Samuel Devereaux-Montmorency ist Teil der Gruppe. Lange Jahre lag sein Schaffen im Exil in Russland brach – oder konnte es sich dort vielleicht erst richtig entwickeln, weit weg von der Beeinflussung zeitgenössischer nichtmagischer Kunst? 

Was macht diese Künstler*innen besonders? Es ist weniger eine gemeinsame Stilistik als ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Suche. Die Suche nach Identität, nach Sinnhaftigkeit. Eine Besinnung auf das, was uns als Magier*innen einzigartig macht. Was unser kreatives Schaffen einzigartig macht. Ein Neubeginn, der sich auf das Wesentliche konzentriert: unsere Magie.

Aber ist das überhaupt möglich? Schließlich ist alles schon einmal dagewesen. Selbst in der nichtmagischen Kunst. Und wie könnte eine rein magische Kunst aussehen? Malt die Magie selbst, oder ist sie Katalysator für die Kreativität? Beeinflusst sie die Künstler*innen? Oder beeinflussen die Künstler*innen die Magie?

Und vor allem: Braucht die magische Gesellschaft das überhaupt?

Linda Evans findet: unbedingt. In ihrem Manifest “Magical Arts” setzt sie die theoretischen Grundlagen für die Bewegung. “Was sollen künstlerisch begabte Magier*innen denn sonst tun mit ihrer Gabe? In die nichtmagische Welt dürfen sie nicht. Und in der magischen Welt wird ihre Arbeit nicht wertgeschätzt”, so Evans.  “Das können wir nur ändern, indem wir magischer Kunst endlich echten Wert geben.” 

In der Tat galt Kunst in der magischen Welt lange als Hobby reicher Menschen. Die “Magical Arts”-Bewegung treibt daher auch ganz profan – der Hunger. Der dürfte mit Nigellus’ Kauf temporär gestillt worden sein – zumindest für Harlan. Aber auch die anderen Mitglieder der Gruppe arbeiten hart daran, ihre Werke der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen.

Helfen soll ihnen dabei die Galeristin Cecily Hill. Ms. Hill ist noch neu in der Kunstszene und bisher eher durch ausschweifende Partys aufgefallen. Seit Kurzem ist sie Besitzerin einer kleinen Galerie, in der sie vor allem Werke der Magical Arts-Bewegung ausstellen will. “Cecily ist eine große Unterstützerin unserer Sache”, berichtet Evans voller Begeisterung. “Sie hat die entsprechenden Kontakte und macht eine ganze Menge möglich. Ihre Partys sind legendär. Ihr Partymanager hat schon für Depeche Mode gearbeitet!”

Auf einem anstehenden Fundraiser sollen ausschließlich Werke der neuen Bewegung ausgestellt werden. Im Mittelpunkt steht eine Performance von Agatha Cringle, bei der sie den Neubeginn und die Selbstfindung der magischen Kunstszene aufgreift und für das Publikum am eigenen Leib erlebbar machen will. “Wir möchten zu uns selbst finden und gleichzeitig den Gästen eine Chance zu geben, diesen Weg mit uns zu gehen”, erklärt Evans. “Ein Neubeginn, die Geburt von etwas Eigenem – für alle von uns.” 

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