Harrington District 1 – by Edith Bloom
Vor ein paar Wochen fuhr schweres Gerät vor: Wo man sonst nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen hineinkommt, herrschte in den letzten Tagen Hochbetrieb: Arbeiter*innen und Wissenschaftler*innen gingen ein und aus in Harrington Hall, dem Anwesen der Broughton Academy.
Wie das Nightingale Institute mittlerweile bekannt gab, fand dort eine Aktion größeren Umfangs statt: So wurden die Überreste von Clougha Pike, dem Steinkreis von Harrington Hall, abgetragen und direkt ins Nightingale Institute for Magic Science of Order and Origins gebracht, wo die Steine künftig weiter untersucht werden sollen. Das Nightingale hat seit 1955 Nutzungsrecht auf dem gesamten Gelände von Harrington Hall – das Jahr, in dem sich die Tore der Wächterakademie dort vorerst schlossen und die Ausbildung der Kanonischen Wächter*innen bis 1984 nach Linlithgow Park verlagert werden musste.
Zwar einigte man sich mit der Familie Broughton 1984 auf eine gemeinsame Nutzung des Geländes, seitdem beschränkte sich das garantierte Zugangsrecht für wissenschaftliche Zwecke allerdings darauf, an der Akademie zusätzliche Wissenschaftler*innen zu installieren, die neben dem Lehrbetrieb auch ihren Forschungen vor Ort nachgingen.
Seither sind an der Broughton Academy eine ganze Reihe an Wissenschaftler*innen aus den Fachgebieten der Angewandten Magietheorie, Magiespeicherforschung, systemischen Magietheorie, magischen Antropologie und Mentalmagischen Psychoanalytik tätig, um den Steinkreis und die magischen Phänomene der Region näher zu untersuchen.
Nun scheint es aber, dass das Nightingale seine Arbeit im Stil von 1955 fortsetzen möchte, als das Gelände für Öffentlichkeit und Ausbildungsbetrieb gleichermaßen gesperrt wurde. Denn was viele heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr wissen: Zum Steinkreis gehörten ursprünglich nicht nur sechs Steine, sondern auch ein Torbogen, der früher das große Symbol des Steinkreises war.
Damals wurde auch untersucht, wohin dieses Tor führte – jedoch ohne Erfolg, wie es zumindest offiziell hieß. Die Frage, ob es sich dabei nur um ein Symbol oder ein tatsächlich magisches Tor handelte, blieb unbeantwortet. Eine (Re-)Aktiverung sei nicht mehr gelungen, so das Institut damals, ehe der Torbogen ins Nightingale gebracht wurde.
Seitdem stand der Steinkreis immer wieder im Mittelpunkt von unerklärlichen Phänomenen. Zuletzt waren mehrere der riesigen Steine zerbrochen, zuerst offenbar als zufällig magische Reaktion, dann jedoch gezielt herbeigeführt durch wissenschaftliche Experimente.
So versuchen die beteiligten Wissenschaftler*innen zu erklären, was die Ursache für den Steinbruch ist. Laut Sinead O’Sullivan, die früher eine der führenden Kräfte in der Magiespeicherforschung war, haben sich die Steine als gigantische Magiespeicher erwiesen. Sie geht davon aus, dass der Forest von dort seine enorme magische Ladung erhält. Er sei die Ursache aller magischen Effekte in der Region.
Ihr Kollege Mortimer Slinkhardt, der zu diesem Thema (und vielen anderen) mehrere Bücher veröffentlicht hat, stellt dabei vor allem seine eigenen Forschungen zu dem Thema in den Mittelpunkt: “Seit der bahnbrechenden Erfindung des Magiebarometers nach Slinkhardt, das auf meine Forschungen zurückgeht, haben wir das immer wieder gemessen, wir hatten nur lange keinen Weg, diese Energie freizusetzen.”
Auch Kollegin Emma Battenberg hat lange Jahre an dem Steinkreis geforscht und aktuell ihr Bedauern darüber geäußert, dass der Steinkreis nun abgetragen und ins Institut gebracht wird, da in ihren Augen die Feldforschung eine entscheidende Rolle spielt. Das war schon 1984 so, als die Forscher*innen nur durch Zufall miterleben konnten, wie durch eine für sie überraschende magische Reaktion einer der Steine zerbrochen ist.
Auch Benedict Deveraux-Montmorency, der nicht nur als Rugby-Coach der Harriers eine glänzende Figur macht, sondern auch als systemischer Magietheoretiker für die Henry-Groom-Stiftung mit einem Schwerpunkt auf Mental- und Resonanzraumtheorie an der Akademie forscht und lehrt, hat an den Untersuchungen des Steinkreises teilgenommen: “Die Erklärung für die plötzlichen Magiefreisetzungen und Brüche der Steine kam 1986 durch die Antimagie-Forschung von Eleanor Lawrence und ihrem mittlerweile verstorbenen Kollegen Alexej Sorokin. Wir wissen jetzt, dass es eine zweite Magieform gibt, die das Slinkding nicht bestimmen konnte und kann. Wir haben außerdem festgestellt, dass so massive Freisetzungen von Magie ungewohnt große und für mehrere Minuten stabile magische Resonanzräume erzeugen können. Also kurze, kleine parallele Realitäten erzeugen können.”
Für die meisten Anwohner*innen von Harrington klingt das alles viel zu hochtrabend und abgehoben. Sie sorgen sich eher um das Ende ihrer Abgeschiedenheit und Ruhe in Harrington, wenn immer mehr Fremde, Wissenschaftler*innen und Institutionen in den Forest of Bowland strömen. Schon die Aufregung um die mysteriöse Prophezeiung, die Premier Bail zum Abschluss ihres Wahlkampfs vor zwei Jahren in Harrington Hall ereilte, sorgte damals für massive Aufregung weit über die Grenzen Harringtons hinaus und zog massive Untersuchungen nach sich (Wir berichteten).
Waren es wirklich Mysteriker*innen, wie es damals schnell von offizieller Seite aus hieß? Oder waren es wohlmöglich die Russen, denen auch immer wieder eine auffällige Affinität zu diesem Ort nachgesagt wird – nicht erst seit die zwischenzeitlich ins russische Exil geflüchtete Wissenschaftlerin Eleanor Lawrence vor Ort auftauchte. Fakt ist, in den vergangenen Jahren haben immer wieder verschiedene Gruppierungen von außerhalb die Nähe zu diesem Ort gesucht, um sich dort niederzulassen und Einfluss auszuüben.
Sehr zum Unmut der Einheimischen. Doch genug ist nun offenbar genug, weshalb sich jetzt Protest formiert. Mehr Mitbestimmung über das Gelände des Forest of Bowland – das fordert eine frisch gegründete Bürgerinitiative, die in Harrington ihren Sitz hat. Erste Aktion soll demnach eine Wahl sein für einen Forest Council werden, der sich künftig mit den Belangen der Region auseinandersetzt.