Ein Kunstwerk wechselt den Besitzer. Was diese Transaktion zu einer Nachricht macht? Die, nennen wir es speziellen, Umstände. Eine Gruppe, die speziell magische Kunst erschaffen will. Ein Preis, der weit über das hinausgeht, was jemals für das Werk eines magischen Kunstschaffenden gezahlt worden ist. Und ein Käufer, bei dem man guten Gewissens Hintergedanken vermuten darf.
Die Künstlerin, Alvina Harlan, gehört der sogenannten “Magical Arts”-Bewegung an.
Der Käufer ist kein geringerer als Clement Nigellus.
Clement Nigellus, der Kunstliebhaber. Eine Rolle, in der er bisher nicht aufgetreten ist. Man kennt ihn als lauten, polternden, polemischen Vorsitzenden der Partei “Angry Witches and Wizards” (AWAW). Als Politiker, der immer wieder mit radikalen Äußerungen gegen Menschen nichtmagischer Herkunft auffällt. Sicher ist es Kalkül, dass ausgerechnet er eine Szene unterstützt, die sich über Magie definiert. Statt billigere und technisch weitaus bessere Kunstwerke aus der nichtmagischen Welt zu importieren, wie es die übrigen Traditionalist*innen tun.
Nigellus behauptet: Es geht um Repräsentation. Auch magische Künstler*innen hätten ein Recht darauf, von ihrer Kunst zu leben. Durchaus korrekt. Mit seiner nächsten Aussage entlarvt er sich jedoch selbst. “Magische Künstler*innen sollten sich nicht vor der nichtmagischen Welt verstecken müssen”, kommentierte er seinen Kauf. Und damit wird deutlich, worum es ihm eigentlich geht. Natürlich argumentiert er mit Repräsentation, denn diese Szene passt einfach zu gut zu seiner Agenda. Eigentlich aber instrumentalisiert er sie für seine politischen Zwecke. Eine klare, radikale Abgrenzung von der nichtmagischen Welt. Eine Rückbesinnung auf das rein Magische. Ganz im Sinne der Magical Arts.
Unklar ist, ob die Bewegung sich dessen bewusst oder zu naiv und geblendet von einem solchen Förderer ist, um das wahrzunehmen. Ihr Manifest klammert die politische Dimension bewusst aus. Alfie Isaac Morgan, der sich in den letzten Tagen zum Sprecher der Gruppe aufgeschwungen hat, wird jedoch deutlicher. “Kunst ist per se nicht politisch”, behauptet er. “Sie ist Ausdruck der Seele. Und es ist doch gut, wenn sie alle Magier*innen anspricht.” Die Personalie Nigellus relativiert er. Der Politiker habe schließlich als Privatperson investiert. Die Aufmerksamkeit kommt ihm aber sichtlich gelegen. “Es wird ja gerade viel geschrieben, und mir ist schon klar, dass Ihr Artikel nicht positiv für uns ausfallen wird”, mutmaßt er mit einem durchaus überheblichen Grinsen. “Aber das ist nicht wichtig. Auch solche Artikel schaffen Sichtbarkeit. Genau wie der Kauf von Nigellus. Und darum geht es uns schließlich: magische Kunst sichtbar machen.”
Bleibt anzumerken, dass Morgan rein privat eventuell aufs falsche Pferd setzt. Alfie Isaac Morgan ist ein Künstlername. Eigentlich heißt er David Scott und zählt bei weitem nicht nur Magier*innen zu seinen Ahnen. Er gehört also nicht zum Personenkreis, der langfristig von den Zielen der AWAW profitiert. Doch das scheint ihn nicht zu stören. Nigellus nutzt diesen Umstand gezielt für seine Zwecke: “Das ist der Beweis, dass es mir hier nicht um Diskriminierung geht. Sondern rein um die Förderung magischer Kunst.” Letztendlich beweist das aber nur, dass Nigellus jedes Mittel recht ist, um seine politische Agenda durchzusetzen. Wie es aussieht, hat er mit der Magical Arts-Bewegung jemanden gefunden, der sich bereitwillig instrumentalisieren lässt.