(Triggerwarnung: Schwangerschaftsabbruch) Rosen Gogh steht vor dem schwersten Tag ihres Lebens. Morgen wird der Magic Supreme ein Urteil fällen, das über ihre Zukunft entscheidet. Und die ihres ungeborenen Kindes. Wir erinnern uns: Rosen Gogh war wegen eines Bagatelldelikts zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Wegen Zahlungsunfähigkeit soll sie eine Haftstrafe im Bridgewater Prison antreten. Doch sie ist schwanger und müsste laut geltendem Recht den Fötus abtreiben, da es sonst durch das Bocapin geschädigt wird, das Insass*innen im Gefängnis verabreicht wird, um die Magiefähigkeit zu blocken. Dagegen ist Gogh gerichtlich vorgegangen. Morgen wird der Fall verhandelt und ein Urteil erwartet.
Der Fall schlägt in Magic Britain hohe Wellen, wirft er doch ein Schlaglicht auf aktuelle Probleme: Bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Exceptioners sehen sich systematisch benachteiligt, vom gesellschaftlichen und sozialen Leben ausgeschlossen und im Beruf gedeckelt. Statistiken belegen, dass sie häufiger auf die schiefe Bahn geraten und im Gefängnis landen als Mitglieder aus den alten magischen Familien. Und das oft nur wegen Bagatelldelikten. Zusätzlich sind die Gefängnisse bereits überfüllt, das Justizsystem überlastet.
Nun bringt der Gogh-Fall die Gemüter zum Kochen. So äußert sich Tristania Lancaster, Gründerin und Vorsitzende der Partei Freedom Front, zu der Situation und fordert eine Gesetzesänderung. “Ich weise schon lange auf diese Missstände hin, denn das ist kein Einzelfall und geschieht auch nicht erst seit gestern! Exceptioners, die gesamtgesellschaftlich unbedeutende Straftaten wie Zigaretten stehlen oder Scheckbetrug begehen, machen dies häufig aus einer finanziellen Not heraus. Wer die Geldstrafe aus mehreren dieser kleinen Delikte nicht zahlen kann, wird durch eine unverhältnismäßige Haftstrafe nicht nur seiner Freiheit beraubt, sondern auch unter Bocapin gesetzt. Wir fordern daher Strafen durch soziale Dienstleistungen anstatt eines Gefängnisaufenthalts. Dann müssten auch keine ungeborenen Kinder sterben!”
Während die Freedom Front sich in ihrem neuen Parteiprogramm genau diese Punkte auf die Fahnen geschrieben hat, geben sich andere Parteien noch zurückhaltend, um das ganze nicht zu einem Politikum zu machen. Henry Lloyd Merrygold von der Central Alliance wirft Lancaster vor, die aktuelle Debatte auszunutzen, um sich selbst in die Schlagzeilen zurückzubringen.
Davon will Lancaster jedoch nichts wissen: “Wir reden hier über ernsthafte Themen! Unsere gesellschaftliche Entwicklung unterliegt in den letzten 20 Jahren ganz klar einer Individualisierung. Und das ist eine Riesenherausforderung für uns, denn es wird keine Gesellschaft funktionieren, in der wir einfach nebeneinander her leben. Es wird Zeit, den Finger in die Wunde zu legen. Es geht hier um ein Menschenleben.”
Die Brisanz und Vehemenz, mit der dieser Fall plötzlich in ganz Magic Britain diskutiert wird, steht im direkten Zusammenhang mit einem anderen, der zur Zeit die Öffentlichkeit beschäftigt: So ist herausgekommen, dass eine der Harrington Four schwanger ist. Das Urteil dürfte daher weichenstellend für das sogenannte “Harrington Baby” sein, denn der Frau droht ein ähnliches Schicksal wie Gogh.