In unserem Fortsetzungsroman folgt heute der fünfte Teil der Geschichte „Blossom of Love“ unserer Redakteurin Abigail Cribb.
Teil 5: Ein kühner Plan
Mit einer weiteren Windböe, die vom Hügel über den Wasserspiegel wehte, nahm Edward ihr Parfüm wahr.
Jetzt ist es vorbei, mein Junge. Du bist von allen Geistern verlassen worden. Jetzt bildest Du Dir schon ihren Geruch ein.
Lady Delilahs unverkennbaren Geruch nach Rosen und Sommeräpfeln, nach Seide und Pferden, nach Ruhe und Aufregung. Edward spürte, dass er sich jetzt erst recht nicht mehr umwenden sollte – und trotzdem konnte er der Versuchung nicht widerstehen. Wenn sie dort stand, was würde er tun? Sollte er einfach aus dem Weiher steigen, wie Gott ihn geschaffen hatte, und sie erneut in die Arme schließen?
Langsam drehte er den Kopf, gefolgt von seinem durchaus trainierten Körper. Die Arbeit als Gärtner war nur für Menschen mit guten, festen Knochen geeignet. Sie erforderte das ganze Jahr über Kraft und Ausdauer, und Edward war mit beidem gesegnet. Er hatte das früher schon ausgenutzt, um das ein oder andere Mädchen zu beeindrucken. Aber Lady Delilah würde nicht so einfach zu bekommen sein, das war ihm so klar wie Morgentau.
Ich will sie auch nicht so wie diese anderen Mädchen – ich will mehr von ihr. Alles von ihr.
Endlich, nach einer Zeit, die sich wie Nichts und Ewig gleichzeitig angefühlt hatte, konnte er das Ufer überblicken, von dem er gestartet war. Es zeigte sich leer und sonnengebadet vor ihm. Lady Delilah war nicht zu sehen. Ein kurzer Stich der Enttäuschung erreichte Edwards Herz, bevor er in ungläubiges Lachen verfiel. Hatte er wirklich gedacht, die Lady würde ihm beim Baden zusehen? Das durfte er keinesfalls im Pub erzählen, egal wie viele Whiskey ihm die anderen Männer hinstellten.
Zurück in seinem Geräteschuppen roch er das süße Parfüm erneut, aber diesmal war er sich sicher, dass er es sich nicht einbildete. Hatte die Lady nach ihm gesucht? Es lag keine Nachricht auf dem kleinen Tisch, und auch sonst deutete nichts auf einen Besuch hin. Diesmal rutschte die Flat Cap wirklich ein wenig auf dem feuchten Haar, als Edward den Kopf schüttelte. Selbstverständlich würde sie ihn nicht besuchen, wenn ihr Lord jeden Moment aufwarten konnte. Bei diesem Gedanken breitete sich ein bitterer Geschmack in seinem Mund aus.
Lord Harrisville…
Sein Blick wanderte durch den halbdunklen Schuppen, auf der Suche nach einem Grund, dem hohen Herrn aus dem Weg zu gehen. Stattdessen aber blieb er bei einem Säckchen hängen, das er erst kürzlich geflickt hatte.
Ja, das könnte gehen.
Vier Uhr nachmittags, eine sanfte Brise, keine Wolke und angenehme Temperaturen. Der Lord hatte sich wirklich den perfekten Nachmittag ausgesucht, um Lady Delilah zu umgarnen. Aber diese Sonne war für die blauen Rosen äußerst unpraktisch – der Boden würde schneller austrocknen und ihnen die Grundlage rauben, wegen der sie so stolz und gerade gen Himmel sahen. Glücklicherweise hatte Edward dagegen ein äußerst effektives Mittel: Er musste lediglich eine gleichmäßige Schicht Pferdemist über den Wurzeln verstreuen. Der hielt das Wasser im Boden und würde beim nächsten Regen auch noch wertvolle Nährstoffe abgeben, die sich durch das Ablagern bildeten.
Leider, leider, musste der Pferdemist frisch verstreut werden, sodass er in der aktuellen Nachmittagsluft sein unverkennbares Aroma verströmte. Lord Harrisville erschien Edward gar nicht wie ein Pferdemensch, jedenfalls nicht für diesen Teil der Pferdehaltung.
Hoffen wir nur, meine Rechnung geht auf…