Olivia Merrygold polarisiert – und dass nicht erst, seit sie kürzlich bei einem illegalen Ausflug in die First World von der dortigen Polizei aufgegriffen wurde und eine Nacht in einer Ausnüchterungszelle verbringen musste.
Nach einem neuerlichen Absturz, der für sie im Krankenhaus endete, checkte die als “It-Girl” und Partyqueen bekannte Tochter des Central Alliance-Politikers Henry Lloyd Merrygold vor ein paar Tagen in einem neuen spirituellen Erweckungszentrum weit entfernt von jedweder Partymeile tief im Forest of Bowland ein. Dort nimmt sie seither an einer magischen Erweckungstherapie unter professioneller Leitung von Agatha Cringle teil und arbeitet an ihrer Erweckung als geläuterter Mensch, um den Weg zurück zu sich selbst und in ein geordnetes Leben finden.
Dass sie es mit der Selbstfindung wirklich ernst meint, daran zweifeln allerdings einige, allen voran ihre beiden Geschwister William und Edith Merrygold, die ebenfalls Kurse im “Haus der Erleuchteten” auf dem alten Bauernhof besuchen. Wir hatten exklusiv die Möglichkeit, mit den beiden über ihre Schwester und deren neuerliche Pläne zu sprechen.
Daily Observer: William, Sie besuchen gemeinsam mit Ihrer Schwester Olivia Kurse im Haus der Erleuchtung.
William (unterbrechend): Halbschwester! Darauf lege ich Wert. Jede*r kennt die Geschichte ihrer Herkunft, sie ist das Produkt einer Affäre meines Vaters, mehr nicht. Sie ist nicht Teil der Familie Merrygold und wird es auch nie sein, auch wenn sie sich angewöhnt hat, diesen Namen zu tragen. Mein Vater hat sich all die Jahre um sie gekümmert, wie es sich gehört, aber Sie sehen ja, wo das geendet ist.
Edith: Man merkt Olivia ihre wahre Herkunft auch einfach an, da hilft auch die Namensänderung nicht. Und man sieht auch, was passiert, wenn man so einer Person Geld gibt: Sie wird einfach immer neureich bleiben. Das merkt man sofort. Wir haben zum Beispiel im Haus der Erleuchteten gemeinsame Essen mit allen Kursteilnehmer*innen und sie kann sich nicht mal die Reihenfolge der Messer und Gabeln merken.
Das klingt nicht so, als wäre das Verhältnis zwischen Ihnen eng?
Edith: Nein, es gibt kein Verhältnis. Olivia ist nicht Teil der Familie. Ich habe jetzt im Haus der Erleuchteten das erste Mal überhaupt ein paar Worte mit ihr gewechselt. Aber da ist nichts, keine Verbindung.
Olivia hat zu Beginn ihres Besuchs im Erweckungszentrum angekündigt, ein neuer Mensch werden und ihr altes Lebens hinter sich lassen zu wollen. Kaufen Sie ihr das ab?
William: Nein, auf keinen Fall. Das ist nur so gesagt, damit die Leute ihre Fehltritte vergessen. Da steckt nichts dahinter. Sie nimmt diese spirituelle Reise überhaupt nicht ernst. Miss Cringle hat lebensverändernde, zutiefst persönliche Elemente in ihren Kursen wie das Wiedererleben der traumatischen Geburtserfahrung oder den Umgang mit der verinnerlichten vererbten Schuld durch die Mutter. Aber Olivia kann bei diesen spirituellen Sitzungen kaum ernst bleiben und ist ständig am Kichern und Grinsen. Das ist sehr ablenkend für die anderen Teilnehmer*innen und wenig wertschätzend Miss Cringle gegenüber.
Edith: Olivia weiß überhaupt nicht, was sie will. Uns hat sie gestern erst erzählt, dass sie einen neuen Plan für ihr Leben hat: Sie möchte nun kanonische Wächterin werden und eine Ausbildung an der Broughton Academy starten. Ich meine, können Sie sich das vorstellen?! Das ist doch lächerlich! Sie ist überhaupt nicht qualifiziert. Schauen Sie sich doch alleine an, wie sie immer rumläuft. Wie stellt sie sich das vor, will sie in Pumps über die berühmt-berüchtigte Death Trap in Harrington Hall stöckeln? “Ohhh, ich habe mir einen Nagel abgebrochen, ich kann leider nicht weiter machen!”
William: Sie würde den guten Ruf der Akademie akut gefährden, dort wird immerhin die Elite des Landes ausgebildet! Und dann möchte Olivia zwischen diesen ganzen hochrangigen, fähigen Rekrut*innen sitzen?! Das passt doch überhaupt nicht. Sie hätte nach drei Wochen ohnehin keine Lust mehr. Sie kann die Bedeutung hinter dieser Aufgabe schon gar nicht erfassen. Allein ihre Ausflüge in die First World zeigen doch, dass sie die Werte des Britischen Weges nicht verinnerlicht hat!