Politischer Protest auf den Straßen? In der magischen Welt ein seltenes Ereignis. Beim Sport erst recht. Im Gegensatz zu den teils chaotischen Zuständen in der ersten Welt, in der politische Unzufriedenheit immer wieder alle Teile des Alltags erfasst. Und doch, so scheint es, schwappt diese vulgäre Protestkultur aus der ersten Welt langsam zu uns herüber.
Ausgerechnet die traditionsreichste Sportart in Magic Britain wurde am Wochenende zur Zielscheibe mystischer Gewalt. Am Sonntag kam es bei der Rugbypartie zwischen dem Ulster RC und den Letterkenny Casuals zu einer Protestaktion, wie sie das Land noch nicht erlebt hat.
Einige Anhänger*innen der Mystiker nutzten das Spiel in der Brooms’n’Joy League, um auf ihre politische Agenda aufmerksam zu machen. Während der Partie wurde auf der Tribüne ein Banner mit dem Slogan „Mystic is Magic! BAIL OUT Political Prisoners!“ entrollt. Diese ungewohnte Zurschaustellung sorgte für Aufregung auf den Rängen und auf dem Platz, das Spiel musste unterbrochen werden. Und so rückte das Geschehen des ersten irischen Derbys der Saison plötzlich in den Hintergrund. Die Erzrivalen Letterkenny und Ulster, deren republikanische beziehungsweise loyalistische Gesinnung kein Geheimnis ist, waren gleichermaßen von der Aktion aus dem Konzept gebracht.
Erst nach einigen Minuten gelang es den völlig überforderten Ordner*innen, das Banner zu entfernen. Obwohl die eilig herbeigerufenen Gesetzeshüter*innen sofort eine Fahndung einleiteten, musste diese zunächst ergebnislos abgebrochen werden. Mittlerweile hat die bereits existierende Sondereinheit “Mystic Terror” den Fall übernommen und verspricht, die Täter*innen schnell dingfest zu machen.
Der Verband, die Harrington Rugby Union (HRU), zeigte sich entsetzt über den Vorfall. Präsident Cormac Ó Cinnéide sicherte den Einsatzkräften seine volle Unterstützung zu: „Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die Täter*innen zu finden. Das ist nicht unsere Tradition, Politik hat im Sport nichts verloren. Die Unterstützung einer Gruppierung, die der Staat als Terrorist*innen einstuft, ist mehr als nur ein Störfall. Sie ist eine Beleidigung für unsere hart arbeitenden Sportler*innen!“
Dass die Störenfriede aus den Reihen der Letterkenny-Fans stammen, wies der Verein in einer Stellungnahme mittlerweile zurück. „Wir haben keine gesicherten Erkenntnisse darüber, dass diese sogenannten Fans wirklich zu uns gehören. Wir distanzieren uns von dieser Aktion“, so der Club. Dabei wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass der Verband den Aufsteiger zu diesem Statement gedrängt haben soll.
Bereits in der Vergangenheit galt der Club als durchaus affin gegenüber der Mystiker*innenbewegung. So wurden bei einem Vorfall am St. Patrick’s Day im März der Spieler Rory McFinnell und der damalige Nachwuchsspieler Colin Murphy kurzzeitig festgenommen. Beim Draft überraschte Letterkenny dann alle Expert*innen mit dem Pick von Olufemi Abdulkareem anstelle von Murphy. Offenbar war der Vereinsführung um Präsidentin Ireen O’Connor diese Verbindung dann doch etwas zu heikel.
Casuals-Kapitän und Right Tackle Mark Higgins äußerte sich auf Anfrage zumindest vieldeutig: „Die Prozesse gegen die festgenommenen Mystiker*innen haben noch immer nicht begonnen. Die Justiz braucht in diesem Fall offenbar sehr lange. Das ist zumindest zu hinterfragen! Die Bewertung, ob ein Rugbyspiel dafür die richtige Bühne ist, überlasse ich aber lieber anderen.“
Während die Behörden ermitteln, ist noch offen, ob der Verband auch gegen die Casuals selbst vorgeht. Deren Trainer Eoin O’Hare hatte nach der Partie die laufende Pressekonferenz abgebrochen, nachdem Ulster-Trainer Adam Applerose seinen Club als Sympathisanten der Mystiker*innen bezeichnet hatte.