Erste Reaktionen auf das Bake Off: Bis heute um Mitternacht haben unsere Leser*innen noch die Gelegenheit, darüber abzustimmen, wer God oder Goddess of Bakery im Bake Off wird.
Unterdessen steigt die Spannung unter den Teilnehmenden weiter und weiter. Wer wird am Ende triumphieren? Bevor das Ergebnis feststeht, hat sich die Redaktion des Daily Observer bei den Kandidatinnen und Kandidaten umgehört. Wie schätzen sie die Konkurrenz ein? Wie stehen die Chancen auf einen Sieg, nun, da direkte Vergleiche möglich sind? Und wie zufrieden sind sie – mit einigem Abstand – noch mit den eigenen Ergebnissen?
Für die heftigsten Reaktionen hat in diesem Jahr wohl Kandidat Oscar Thornton gesorgt. Entsetzte Leser*innenbriefe erreichten die Redaktion zu seinem Backwerk, das in seiner Entstehung denn auch eher an eine Kunstperformance als an ein Backen erinnerte. „Schmutzig“, „Widerlich!“, „Das hat mit Backen nichts zu tun!“ – die wenigsten konnten sich für seine Interpretation von Weihnachtskugeln mit Rute und Roastbeef erwärmen. Dass das durchaus gewollt war, gibt Thornton zu: „Ich wollte uns magischen Künstlern mehr Präsenz und Aufmerksamkeit verleihen. Im Allgemeinen wird die magische Kunst ja als brotlose Kunst angesehen, deshalb erschien mir Backen das richtige Medium, um auf den Missstand aufmerksam zu machen. Wir magische Künstler sind auf potente Mäzene angewiesen, die die Bedeutung der magischen Kunst erkennen und fördern. Ich hoffe, ich konnte junge Kunstbegeisterte dazu animieren, sich der magischen Kunst zu widmen und Kunstkenner ansprechen, die ihrer Liebe zur Kunst Gestalt geben und als Förderer in Erscheinung treten wollen.“
Und in der Tat, gerade unter jüngeren Leser*innen scheint sich Thornton größter Beliebtheit zu erfreuen. Daher gibt sich auch die Konkurrenz ihm gegenüber auch eher zurückhaltend. Susanne Hoelzel: „Einige Teilnehmer sind ernst zu nehmende Konkurrenz, die anderen kann und/oder möchte ich nicht einschätzen.“ Eine sehr diplomatische Antwort, denn in der Vergangenheit hat es auch immer wieder für solch extravagante Teilnehmer*innen zum Sieg gereicht, daher wäre es noch zu früh, Thornton jetzt schon abzuschreiben. Er selbst macht sich allerdings keine Illusionen über seine Chance: „Ich denke, mein Beitrag läuft eher außerhalb der Konkurrenz, denn sehen wir es realistisch: Das Establishment hat die Jury fest im Griff und die Starrheit der gesellschaftlichen Konventionen führt doch zu sehr konformistischen Beiträgen.“
Nicht alle gehen so diplomatisch mit ihren Konkurent*innen ins Gericht wie Susanne Hoelzel. „Einige Teilnehmer*innen schätze ich sehr und finde es… mutig, dass sie sich dem Wettbewerb so stellen“, so Kayla Devereaux-Montmorency. „Aber was ich jetzt mal sagen muss, ja, also ich finde, dass Teams per se ausgeschlossen werden sollten! Verzerrt den Wettbewerb und überhaupt, dieses Getue zu zweit vor der Kamera, das ist doch völlig bescheuert und übertrieben, verfickte Scheiße nochmal!“
Auch die Teilnahme von Fianna Akrutat aus dem gleichnamigen Familienclan sorgte mancherorts für Naserümpfen. Zu wenig weihnachtlich oder gar zu anspruchslos, so lautete der Tenor in bestimmten Kreisen. Sie selbst sieht das naturgemäß ganz anders: „Warum sollte nur die Elite an so etwas teilnehmen? Es geht doch auch darum, einen realen Blick in echte Küchen zu werfen. Und ich musste sowieso backen…“. Der Konkurrenz warf sie dagegen vor, dass da auch viel „Fassade“ dabei ist.
Die Motive der Teilnehmenden sind dabei ebenso vielfältig wie die Backwerke selbst. So hatten einige Zuschauer*innen bei Sinead O’Sullivan, Professorin an der Broughton Academy, den Eindruck, dass sie eher zufällig in den Wettbewerb gestolpert ist. Sie bestätigt das auf Nachfrage:„Ich hatte nichts zu tun und noch Rum zuhause. Wollte mal was Neues ausprobieren.“ Gleichzeitig hat sie allerdings auch hohe Erwartungen an ihre Platzierung: „Für das Siegertreppchen sollte es schon reichen, immerhin sind die Rumkugeln echt lecker geworden und witzig war meine Performance ja wohl auch.“
Einen ganz anderen Grund für die Teilnahme gibt dagegen Yemaya Valmere an, die gerade in England ihre Ausbildung zum CIS absolviert, eigentlich aber aus Südafrika stammt: „Britishness – ich bin im Commenwealth aufgewachsen und lebe erst seit zwei Jahren auf der Insel. All die Dinge von denen ich als Kind gehört habe, selbst zu erleben, bereitet mir große Freude.“ So ist sie denn auch mit ihrem Backwerk sehr zufrieden: „Hmm… [Sie beißt in einen Keks] Der Geschmack erinnert mich an Honig und Heimat. An blühende Pflanzen und wilde Tiere. An Wüstenwind. Etwas trocken vielleicht. Aber so ist Südafrika. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Das Rezept ist einzigartig und ein modern interpretierter Klassiker.“
Sie ist nicht die Einzige, die ihr Ergebnis so beurteilt. Auch Eleanor Lawrence, eigentlich Wissenschaftlerin, hat sich nichts vorzuwerfen. Trotz einiger Schwierigkeiten beim Backen. “Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis was den Kuchen betrifft. Bezüglich meiner Küche habe ich leider noch nicht den vollen Überblick was die Renovierungsbedürftigkeit angeht…”
Gleich die ganze Welt möchte dagegen eine andere Kandidatin verändern: „Ich bin der festen Überzeugung, die Welt wäre ein besserer Ort, wenn sie mehr nach frisch gebackenen Waffeln, nein nach den frisch gebackenen Waffeln meiner Großmutter riechen würde“, so Livia May. „Das möchte ich selbstlos mit meinen Mitmenschen teilen.“ Hehre Ziele, die sicherlich bei vielen Menschen gut ankommen werden. Auf weitere Nachfrage gibt May dann allerdings zu: „Eventuell hat aber auch jemand behauptet, ich hätte nicht den Schneid mitzumachen. Der wird sich jetzt umgucken.“