Exclusive: Fugitive Soldan Lancaster Talks About Plans
Der Broughton Daily hatte kürzlich die Gelegenheit, mit einer der meistgesuchten Personen unserer Zeit zu sprechen. Unser Reporter Harry J. Price traf Soldan Lancaster an einem geheimen Ort zum exklusiven Interview.
Broughton Daily: Mr. Lancaster, Sie gehören aktuell zu den wohl meistgesuchten Personen des Landes. Bei Ihrer spektakulären Flucht aus einem Gerichtssaal kam es zu Beginn des Jahres zu mehreren Toten, darunter viele Wächteranwärter*innen und Lehrende der Broughton Academy. Seitdem sind sämtliche Wächter*innen Englands hinter Ihnen hinterher. Sie sehen allerdings nicht aus wie jemand, der auf der Flucht ist. Wie ist es Ihnen seitdem ergangen?
Soldan Lancaster: Gut, sehr gut sogar. Es war ein bisschen aufregend. Und ich muss sagen, ich genieße die Aufmerksamkeit, die mir derzeit zuteil wird. Es gab viele gute Momente in den letzten Monaten, in denen ich die Loyalität meines Umfelds überprüfen konnte. Und es fühlt sich sehr gut an zu wissen, dass man viele Unterstützer hat.
Haben Sie keine Angst, entdeckt zu werden?
Nein. Ich bin sehr gut vernetzt und habe Unterstützer in einflussreichen Positionen. Dadurch bin ich „meinen Verfolgern immer einen Schritt voraus“, wie Sie es in der Presse so gerne formulieren. Da draußen gibt es so viele Menschen, die nicht damit einverstanden sind, wie man mit der Bewegung und mir im Speziellen umgegangen ist, insofern mache ich mir da überhaupt keine Gedanken.
Sie und Ihre Anhänger waren mehrere Monate von der Bildfläche verschwunden. Nicht wenige dachten, dass Ihre Bewegung damit endgültig zerschlagen wurde. In der Zwischenzeit ist Ihre Schwester Tristania zunehmend politisch aktiv geworden, arbeitet mit der Partei Freedom Front zusammen und propagiert immer wieder die Gleichberechtigung von Exceptionern. Was sagen Sie dazu?
Das ist doch alles ausgemachter Blödsinn. Eine reine Show, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Meine Schwester war noch nie besonders helle und lässt sich gerne von anderen Leuten für deren Zwecke ausnutzen. Nun haben die Aktivisten der Freedom Front also ein Zugpferd mit einem großen Namen gefunden, um ihre Parteipolitik bekannt zu machen. Aber da steckt nicht viel dahinter!
Sie nehmen ihr also nicht ab, dass ihr die Gleichberechtigung wirklich am Herzen liegt?
Wer meine Schwester schon länger kennt, weiß, dass sie ihr Fähnchen gerne in den Wind hält. Schon immer. Und es ist natürlich auch immer gut, wenn bei der Eröffnung eines Kindergartens ein prominentes Gesicht in die Kameras grinst. Das konnte sie schon immer sehr gut. Aber echte politische Ambitionen? Ich bitte Sie! Das sollte sie lieber Menschen überlassen, die etwas davon verstehen.
So wie Sie?
Ja, zum Beispiel. Tristania fehlt es schlicht an einer echten Vision für die Zukunft. Sie denkt im Hier und Jetzt, aber das große Ganze hat sie nicht im Blick. Ich dagegen möchte unsere Welt nachhaltig verändern. Nicht nur für ein paar Kinder in einem Waisenhaus oder Kindergarten, sondern für die gesamte Gesellschaft. Und ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine da. Fast jeder Zweite denkt so wie ich – auch wenn sich momentan kaum jemand traut, das so offen zu sagen. Aber die Zeiten werden sich ändern. Schon sehr bald!
Was genau meinen Sie damit?
Nun ja, wir waren ja schon auf einem guten Weg, mussten dann allerdings einige Rückschläge verkraften. Aber Ende des Jahres läuft das Awakeningexil in der Sowjetunion aus. Die Exilanten drängen darauf, zurück nach England zu kommen und Rache zu nehmen für das, was ihnen ungerechterweise angetan wurde.
Das sind vor allem Menschen aus Familien, die vorher die Säulen unserer Gesellschaft gebildet haben. Seit Jahrhunderten einflussreiche und verantwortungsvolle Positionen innehatten. Man hat ihnen übel mitgespielt, sie ins Exil gedrängt. Das Leben in der Sowjetunion ist nicht leicht. Es ist eine andere Kultur, eine andere Gesellschaft. Aber damit ist nun Schluss.
Das klingt wie eine Drohung.
Nein, denn das würde ja implizieren, dass man Angst vor dieser Entwicklung haben muss. Aber es ist die natürliche Ordnung der Gesellschaft, die es schon seit Jahrhunderten gegeben hat. Und die wollen wir wieder herstellen.
Die Menschen da draußen sehnen sich eigentlich alle nur nach Sicherheit und Stabilität, nach dem, was sie bereits kennen. Und die Exilanten werden zurückkommen und sich ihre angestammten Positionen zurückholen. Das ist der natürliche Lauf der Dinge.
Aber was soll dann mit den Menschen passieren, die in der Zwischenzeit das Land geführt haben?
Das Land geführt? So würde ich das nun wirklich nicht nennen! Schauen Sie sich doch um, das Land ist in Aufruhr, es herrscht überall Chaos. Diese neuen Ideen, die den Menschen plötzlich aufgezwängt werden, dieses künstliche Gerede von Gleichberechtigung, das ist doch nicht echt. Es ist gefährlich, in diese Richtung weiterzugehen, es bringt die natürliche Ordnung durcheinander. Wenn ich höre, dass ausgerechnet bei der Wächterausbildung eine Exceptionerquote eingeführt wird, macht mich das fassungslos. Dieser vorauseilende Gehorsam ist es, der unsere Gesellschaft an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Das macht bei weitem nicht nur mich wütend. Und das wird Folgen haben.
Von welchen Folgen sprechen Sie?
Die Broughton Academy wird sich verantworten müssen für ihren Beitrag zur Verunsicherung der Gesellschaft. Vor mir und allen anständigen Bürger*innen von Magic Britain. Viele Menschen fühlen sich verraten, fühlen sich nicht mehr repräsentiert, und das von der wichtigsten Institution im Land. Dieses Momentum werden wir nutzen, und dann werden sich die Verantwortlichen an der Broughton Academy wünschen, sich nicht so weit aus dem Fenster gelehnt zu haben.
Das klingt, als verfolgen Sie einen konkreten Plan. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Ja, natürlich. Ich sprach ja vorhin bereits von der Vision für die Gesellschaft. Einige Rädchen müssen noch in Position gebracht werden. Aber es wird noch in diesem Jahr losgehen, so viel kann ich bereits versprechen.
Mr. Lancaster, vielen Dank für dieses Interview!