Moderatorin und Society-Expertin Helena Carlisle befragt in ihrem neuesten Interview Maggie May, eine der leitenden Designerinnen beim Modehaus Clark’s. May gilt als Expertin für die angesagtesten Modetrends der späten 1980er und weiß genau, was in den Kleiderschrank von modebewussten Magierinnen und Magiern gehört. Welche Vorbilder es in der First World gibt, welche Accessoires im Trend liegen und wo man sich Inspiration holen kann, verrät sie im Interview.
Bekannterweise ist Clark’s ein Modehaus, das sich an den Trends der First World orientiert. Liegen hier auch die großen Trends? Und wie sehen die aus?
Ja, absolut. Gerade in der First World entwickelt sich die Modewelt permanent weiter. Immer mehr davon findet auch in unserer Welt gefallen, gerade bei den jüngeren Leuten. Wer es hier gerne Casual mag, trägt neben Stone Washed Jeans mit hohem Bund und wild gemusterten Hemden oder Sweatshirts sportliche Trainer, die bis zum Knöchel gehen. Hier sind auch Trainingsjacken in allen Farben sehr beliebt. Und seit dem Film “Ferris macht Blau” sind auch die Strickwesten unserer Großeltern wieder im Trend. Generell dürfen Tops und Röcke etwas weiter ausfallen, wie es Molly Ringwald in “The Breakfast Club” vormacht. Etwas schicker ist die Magier*in mit barocken Blusen mit viel Rüschen und Spitze unterwegs. Gerne kombiniert mit Blazern oder Jackets. In diesem Jahr sind die Schulterpolster etwas schmaler, aber zaubern immer noch breite Schultern und eine elegante Haltung.
Das klingt alles sportlich bis elegant. Was sind denn zurzeit die rougheren Stile?
Die finden sich bei Postpunk, Skin und Goth Elementen. Punkaffine tragen z.B. DocMartens oder Biker Boots zusammen mit engen dunklen Hosen und Lederjacken. Verziert mit Spikes und Nieten. Wer den Charme der britischen Working Class zum Ausdruck bringen will, trägt gerade geschnittene Jeans mit weißem Poloshirt oder T-Shirts mit Hosenträgern. Dazu karierte Hemden, Hosen oder Miniröcke.
Der Minirock ist wieder da?
Der Minirock ist ein absolutes Trendstück, egal zu welcher Jahreszeit. Ob Jeans, Lack, Leder oder bunter Baumwollstoff, am besten kombiniert man ihn zu einer Strumpfhose oder Leggins. Gern auch gemustert. Mutige Magier*innen tragen dazu hohe farbige Pumps mit dünnem Absatz. Aber auch Ballerinas und Schnürstiefel sind aktuell ein Hingucker. Was außerdem gerade bei jungen Leuten sehr beliebt ist, sind weit ausgestellte Trenchcoats mit farbigen Schals, so wie John Bender es in der berühmten letzten Szene von “The Breakfast Club” getragen hat. Genauso wie Lederjacken mit Aufnähern oder Stoffkragen, wie bei Tom Cruise in “Top Gun”.
Welche Trends sind denn überraschend?
Ein Kleidungsstück, das zuerst unscheinbar wirkt, aber zurzeit überraschenderweise die Modewelt dominiert, ist die Leggins. Wir tragen sie nicht nur zum Sport, sondern auch kombiniert mit übergroßen Pullovern mit V-Ausschnitt, Baumwolle oder auch Strick. Darunter ein Rollkragen, der sich farblich absetzt. Die Waden umschmeicheln Stulpen und den Kopf ziert ein hoher Pferdeschwanz oder ein Bowler-Hut, nach Wahl auch Beret-Mütze.
Die ein oder andere Person mag es vielleicht lieber klassisch. Gibt es auch hier ganz neue Trends?
Weniger. Stile wie der britische Landchic sind wesentlich beständiger, was ihn ja auch ausmacht. Verlässlich chic ist er eben weniger experimentell. Naturtöne, gemischt mit reizarmem Blau, Grün, Orange oder Weinrot dominieren hier. Das Material darf gerade bei den Jackets mit Cord oder Tweed ruhig etwas gröber sein. Sehr gut lassen sich Hemden mit kleinen karierten Mustern und Strickpullovern oder Strickjacken mit symmetrischen Mustern kombinieren. Was immer funktioniert, ist ein weißes oder beiges Hemd. Dazu werden Stoffhosen in Grau- bis Brauntönen getragen. Wer einen Hauch von Elite ausdrücken will, setzt auf den Preppy Look, der gerade bei jüngeren Erwachsenen sehr beliebt ist. Mit Cardigans und Pullundern in weiß, beige oder Pastelltönen. Knallige Farben werden geschickt mit dezenteren kombiniert. Der schneeweise Hemdkragen in länglich spitz oder rund ist fast ein Muss. Sehr beliebt sind auch Karo- und Streifenmuster. Dazu trägt man Stoffhosen oder karierte Röcke.
Wie sieht es mit Accessoires aus?
Wer sich gerne mit Schmuck in Szene setzt, liegt mit Perlenketten und bunten Plastik-Armreifen sowie großen Ohrringen voll im Trend. Sie müssen nicht zwingend einem Stil zugeordnet werden, sondern lassen sich hervorragend durch Stilbrüche neu kombinieren. Wer querbeet mit diesen Accessoires arbeitet, ist Madonna, sie trägt Nietenhalsbänder zu Perlenohringen und dazu Spitzenhandschuhe und eine große Schleife ins Haar gebunden. Auch breite Gürtel um die Taille werten jedes Outfit noch einmal auf.
Was sind denn die neuesten Trendfarben und was drücken sie aus?
Ganz klar sind immer noch Neonfarben angesagt. Entweder auffällig das Outfit dominierend oder aber auch als einzelnes Element wie Ohrringe oder Armbänder. Wer es dezenter, aber nicht trist mag, bedient sich diesen Winter einfach an der gesamten Blau-Palette. Vor allem kombiniert mit Silber-Tönen. Das Pendant dazu stellen dieses Jahr sämtliche Pink-, Rosa-, Rot- und Lila-Töne. Hier lohnt es sich, mit Goldfarben zu kombinieren. Denn Edelmetalltöne erzählen: Ich möchte strahlen. DIE Trendfarben sind momentan Pflaume und leuchtende Weintöne. Sie bringen Leben ins Gesicht und unterstützen jeden Haut- und Haartyp.
In diesem Jahrzehnt ist in Sachen Mode so viel möglich ist wie noch nie zuvor. Traditionelle Kategorien in vermeintlich feminin und maskulin werden aufgebrochen und neu gemischt. Was in der First World ein großer Schritt ist, denn hier wird bekanntlich mehr an Kategorien festgehalten, als es in der Second World üblich ist. Umso mehr freut sich der Fashion-Victim aus der Magischen Welt. Was hat sich genau verändert?
Einiges. Wir halten deswegen selbst weniger an klassischen Männer- und Frauenabteilungen fest. Denn Frauen bevorzugen vermehrt vermeintlich maskuline Attribute wie breite Schultern oder grobe Boots bis zu kurzgeschorenen Haaren. Sie tragen gerne weite T-Shirts und Pullover. Während Männer Make Up und Nagellack auftragen, Glitzerelemente und Schmuck würdigen. Diese Einstellung lässt sich auch in vielen Musikern und Bands wiederfinden, die das Modebild maßgebend prägen. Wie bei Culture Club, Erasure oder The Cure. Aber auch der androgyne Stil bei Annie Lennox oder David Bowie.
Was sind denn die besonders extravaganten Trends? Womit falle ich auf?
Das können Sie diesen Winter mit üppigem Kunstpelz, aber auch durch Hüte mit Spitze verziert. Extravagant ist auch, wer gleich zwei bis drei Armbanduhren trägt. Ein Statement zum Interesse an der First World zeigen Sie mit einem digitalen Ziffernblatt. Wer es besonders individuell mag, gestaltet sich sogenannte “Happy Pants” aus Jeans oder farbigen Hosen, die mit Perlen, Spitze, Nieten oder Schriftzügen versehen werden. Auffällig sind auch immer noch Puffärmel und üppige Rüschen.
Verraten Sie uns zum Schluss noch DEN Verkaufsschlager dieses Jahr?
Das sind ganz klar Rugby-Shirts. Als T-Shirt oder auch Trikots der Lieblingsmannschaft oder der Lieblingsspieler*innen. Die Nachfrage ist enorm und es macht sich eine richtige Sammler-Mentalität breit. Ich selbst habe zahlreiche Shirts und Trikots aus den Teams meiner beiden Kinder, was mich natürlich sehr stolz macht.