Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen rund um den 10-jährigen Jahrestag des Merseyside-Anschlags wirft der Daily Observer einen Blick zurück auf die Ereignisse und Folgen des blutigen Anschlags.
Teil 4: Die Folgen
Die Folgen des Anschlags waren verheerend. 53 Menschen starben unmittelbar im Stadion, viele weitere sind für ihr Leben gezeichnet.
Die Familie Clark, Ziel des Anschlags, war von der Tat besonders schwer erschüttert. Nachdem sie eine Stiftung gegründet hat, um die Hinterbliebenen der Opfer finanziell zu unterstützen, fanden die einzelnen Familienmitglieder sehr unterschiedliche Wege, um mit ihrer Trauer umzugehen.
Winston Clark zog aus der aktiven Politik zurück. Er und Frau Agnetha, deren Sohn Hugo bei dem Anschlag umkam, sind seitdem kaum mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten. Angeblich schreibt er seit einigen Jahren an einem politischen Manifest, aber Genaueres dazu ist unbekannt.
Sein Bruder Frederick Clark, Leiter des Modeunternehmens, und dessen Frau Emilia, die beim Anschlag alle drei Kinder verloren, stürzten sich zunächst in die Arbeit und strengten ein Entschädigungsverfahren gegen die Erben der Drahtzieher*innen des Anschlags an. Nicht weil sie das Geld brauchten, sondern weil sie so nach eigenen Angaben das Gefühl hatten, für ein bisschen mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Bei öffentlichen Anlässen zeigen sich die beiden seitdem kaum noch, sind allerdings bis heute in der Leitung des Modeunternehmens tätig.
Aus der direkten Arbeit mit dem Merseyside Project zogen sich die beiden zurück, die Leitung von Athletic wurde an einen Cousin abgegeben: Harold Clark wurde zunächst zum neuen Präsidenten des Sportvereins gewählt, allerdings wurde der Spielbetrieb in Absprache mit den ebenfalls geschockten Spieler*innen unmittelbar nach dem Anschlag eingestellt.
Dorothea Pepperham, damals Keeper bei Merseyside, erzählt, was nach dem Anschlag im Team geschah: “Wir waren alle schwer traumatisiert, da war an Spielbetrieb eh nicht zu denken. Die Mannschaft stand damals aber in engem Austausch mit der Familie und wir haben dann gemeinsam beschlossen, den Spielbetrieb einzustellen und die Saison sofort zu beenden. Die Clarks haben dann auch die Lizenz am Ende der Saison zurückgegeben. Erst wenn die Täter*innen gefasst werden, wollte man darüber nachdenken, wieder Rugby zu spielen, lautete der Tenor im Verein. Wir als Spieler*innen haben das alle mitgetragen!”
Nachdem 1980 endlich die Schuldigen gefasst und verurteilt wurden, bemühte sich Merseyside Athletic erneut um eine Lizenz, nun aber in der Honour League, der Zweiten Liga im Harrington Rugby. Man wollte zunächst keinen Profisport mehr in Liverpool, das Engagement für marginalisierte Gruppen wie Exceptioners wurde aber beibehalten.
Seit der Saison 1981 spielt Merseyside Athletic nun in der Honour League, als Präsidentin fungiert mit Kerron Roopchand-Clark mittlerweile die Ehefrau von Harold Clark. Als ehemalige Rugbyspielerin kennt sie sich im Business gut aus und es gelang ihr, den Verein in der Honour League zu etablieren und Ruhe in Liverpool einkehren zu lassen.
Zehn Jahre nach dem Anschlag sieht sich der Club nun bereit, um wieder oben anzugreifen. Su wurde vor der laufenden 1988er Saison angekündigt, um den Aufstieg in die Brooms’n’Joy League mitspielen zu wollen. Sportlich hinkt der Verein diesem Anspruch zwar noch hinterher, aber in den kommenden Jahren dürfte wieder mit Merseyside zu rechnen sein. In der Hoffnung, dass der Name Merseyside Athletic bald wieder vorrangig mit Erfolgen im Rugby verbunden sein wird und nicht mehr mit dem blutigsten Anschlag Magic Britains.