Bevor wir den*die Sieger*in des Bake Offs 1987 verkünden, möchten wir noch einmal die amtierende Goddess of Bakery ehren: Yemaya Valmere. Deshalb drucken wir an dieser Stelle noch einmal das Interview ab, dass sie uns nach ihrem glorreichen Sieg des letztjährigen Wettbewerbs gegeben hat:
Sie lebt erst seit kurzem in Großbritannien und hat trotzdem die traditionsreichste Challenge im Land gewonnen. Die Siegerin des Bake Offs, Yemaya Valmere, steht uns heute Rede und Antwort.
Ich treffe Ms Valmere in einem kleinen, heimeligen Café in West-London. Es ist Wochenende und sie ist für die Preisverleihung in den Süden gekommen. Normalerweise lernt sie an der Broughton Academy im Forest of Bowland in Lancashire. Denn Ms Valmere hat großes vor: Sie möchte Wächterin werden. Für ihre Ausbildung beim CIS ist sie extra von Südafrika nach Großbritannien gekommen.
Yemaya Valmere überzeugte die Juror*innen nicht nur mit ihrem typisch britischen, wohlschmeckenden und gut aussehenden Backwerk. Auch ihre freundliche, offenherzige und ehrliche Art wurde von der Jury als erfrischend bewertet. Im persönlichen Gespräch wirkt sie etwas zurückhaltender, so als würde sie sich bewusster überlegen, was sie antworten soll.
Hätten Sie damit gerechnet, das Bake Off zu gewinnen?
Niemals hätte ich damit gerechnet. Die anderen Beiträge waren so gut. Versiert. Lustig. Abwechslungsreich. Ja, ich habe mich bemüht. Natürlich hab ich mein Bestes gegeben. Das tue ich immer. Alleine die Teilnahme war ein Gewinn für mich. Als ausländische Britin wird mir hier zuweilen das Gefühl vermittelt, nicht genug zu sein. Da streichelt der Sieg auch mein Ego. Wir Commenwealth-Briten sind unserem Ursprungsland sehr verbunden und haben immer ein Auge auf die ‚alte Heimat‘.
Sie sind in Südafrika aufgewachsen und erst kürzlich nach Großbritannien, das Land Ihrer Mutter gekommen. Ist es hier so, wie Sie erwartet haben?
Eigentlich ist die Frage einfach zu beantworten: Ich kannte England bereits, bevor ich es gesehen habe. Ich kenne die Nanny-Rhymes, die großartige Literatur, die Mode, 5-Uhr-Tee. Und doch ist es anders. Nass vor allem. Sumpfig. Hier geht es schnell vom Regen in die Traufe als ich schauen kann (lacht).
Was gefällt Ihnen hier am besten und was ist der größte Unterschied zu Südafrika?
Es ist großartig in Great Britian (breites Grinsen). Tatsächlich ist es das Wetter. Das typische britische Wetter. Der klimatische Wechsel war und ist … interessant.
Was vermissen Sie am meisten?
Meinen Vater. Er ist Professor für Mystik und verlässt wegen seinen zahlreichen Verpflichtungen Südafrika nur selten. Wenn eine Zeit ihrem Ende entgegen geht, sind es immer die Menschen, die man vermisst. Nicht die Politik oder Ideale.“
Haben Sie das Rezept für das Bake Off vorher schon mal gebacken? Warum haben Sie sich für dieses Rezept entschieden?
(lacht) Kalkül und messerscharfe Analyse. Hab ich Einsatztaktik gelernt.
Was möchten Sie zukünftigen Kandidat*innen auf den Weg geben?
Niemand sollte sich von Ressentiments dazu bringen lassen, es nicht zu versuchen.
Dann, ich bin bereits dabei, meinen Block wegzupacken, Ms Valmere sitzt noch unschlüssig vor ihrem Tee, höre ich sie leise murmeln:
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu politisch. Wissen Sie, ich darf nicht mehr so politisch sein. Ich diene dem Land, ich gestalte es nicht mit.
Was sie uns damit sagen will, bleibt ein Rätsel, denn schnell trinkt Ms Valmere ihren letzten Schluck Tee, verabschiedet sich höflich und eilt nach draußen.
Helena Carlisle