Ein Baby erhitzt derzeit Zeit die Gemüter Magic Britains. Ein Ungeborenes noch dazu. Es ist an der Zeit, die Debatten, die in den letzten Wochen Stammtische und Kaffeekränzchen gleichermaßen in Atem hielten, einmal objektiv einzuordnen.
Ein Blick auf den Kalender verrät: Weihnachten ist nah. Niemals im Jahr sind die Menschen sonst so emotional. Nicht umsonst fahren Charity-Aktionen und Spendengalas rund um das Fest der Liebe regelmäßig die höchsten Beträge ein.
Weihnachten ist emotional ganz eng mit sehr ursprünglichen, familienbezogenen, sorglosen, warmen und meist schönen Momenten verbunden. Unsere menschliche Psyche generiert, sammelt und verdichtet Erinnerungen, eng mit Emotionen verknüpft. Vor allem für Kinder ist Weihnachten überwiegend mit positiven Emotionen verbunden, weshalb wir es alle in unserer Erinnerung als etwas sehr Positives gespeichert haben.
Die Realität sieht leider anders aus. Auch an Weihnachten müssen obdachlose Menschen draußen frieren, haben viele Kinder nicht genug zu essen, müssen Familien ohne Strom auskommen, weil sie die Rechnung nicht bezahlen können.
Aber sehen wir das auch? Nein. Weil wir es nicht sehen wollen. Wir wollen uns an Weihnachten lieber den schönen Gefühlen hingeben, der Idee, dass wir alle etwas menschlicher sind als sonst, etwas hilfsbereiter als normal. Wie sonst kann man sich die Dutzenden Adoptionsangebote für das Harrington Babyerklären – obwohl seine Mutter eine Kriminelle ist? Wie viele andere Babys sind da draußen in den Waisenhäusern, weil ihre Mütter im Bridgewater Prison sitzen? Wie viele weitere wurden an Pflegefamilien abgegebenem? Interessen wir uns auch für sie? Nein.
So wenig, wie sich auch nach Weihnachten niemand mehr an das Harrington Baby wird erinnern können. Im harten, kalten Licht des Januars mit seinem Frost und Schnee sind wir stattdessen alle wieder ganz bei uns. Ohne Emotionen. Ohne Harrington Baby.