Im Rahmen der Interviewreihe zum Merseyside-Anschlag veröffentlicht der Daily Observer heute ein Interview mit Jamie Chapman, die an dem Workshop teilgenommen hat, den die Clarks im Vorfeld organisiert hatten. Jedes dieser Interviews wird von einem prominenten Paten bzw. einer prominenten Patin präsentiert, die ein paar persönliche Worte dazu geäußert hat.
Als Pate für Ms. Chapman hat sich Frederick Clark gemeldet. Der Besitzer von der Kleidungsmarke Clarks hat bei dem Anschlag alle drei Kinder sowie seinen Neffen verloren. Außerdem kamen diverse Mitarbeiter*innen und Menschen aus dem engeren Umfeld ums Leben. Mr. Clark hat sich seitdem aus der Öffentlichkeit weitestgehend zurückgezogen, war im Vorfeld aber in die Organisation des Workshops sowie der weiteren Gedenkveranstaltungen involviert.
“Meine Nichte Leigh und meine Großcousine Kerron Roopchand-Clark haben als Vertreter der Clarks an dem Workshop teilgenommen und mir im Anschluss darüber berichtet. Dabei wurde auch lobend über Ms. Chapman gesprochen, die sich emotional komplett auf den Workshop eingelassen und immer wieder Impulse zur Arbeit gegeben hat. Das Spannende daran: Sie hat selbst keine Angehörigen bei diesem Anschlag verloren, konnte aufgrund ihrer familiären Vorgeschichte aber eigene Erfahrungen einbringen. Tatsächlich hat mich das sehr darin bestärkt, diese Art von Trauerarbeit und Auseinandersetzung auch mit unangenehmen und schwierigen gesellschaftlichen Themen fortsetzen zu wollen. Wir sind daher bereits mit Mrs. Bell und Ms. Lloyd in Kontakt, die diesen Workshop geleitet haben, um zu schauen, wie wir ähnliche Veranstaltungen künftig in die Arbeit unseres Projekte einbringen können.”
Neben der Arbeit für das Modeunternehmen hat Mr. Clark vor über 20 Jahren das Merseyside Project gegründet, das sich für marginalisierte Gruppen einsetzt und aus dessen Arbeit auch der Sportverein Merseyside Athletic hervorgegangen ist. Bis heute ist das Projekt auf vielen Gebieten tätig und setzt sich besonders für Exceptioner und ihre Integration in die Gesellschaft ein. “Das sind teilweise traumatische Erlebnisse, die nur unzureichend verarbeitet werden, die diese Menschen erleben. Wenn sie ihr bisheriges Umfeld aufgeben müssen, um in der Second World zu leben, geraten viele in Schwierigkeiten und persönliche Lebenskrisen. Viele sind allein und finden sich nicht in der Magischen Welt zurecht. Wir wollen ihnen geeignetes Werkzeug an die Hand geben, auch emotional. Dabei können solche bzw. ähnliche Workshops helfen”, erklärt Mr. Clark.
Ms. Chapman, hat der Anschlag Ihr Leben beeinflusst? Wenn ja, wie?
Ich denke, der Anschlag hat uns alle beeinflusst. Wir wissen jetzt, dass es Menschen gibt, die aus Angst vor Veränderungen bereit sind, wahllos andere Menschen auf einem Familienausflug zu töten, nur weil die Veranstalter sich für eine tolerante und offene Gesellschaft einsetzen.
Wie hoch schätzen Sie die Gefahr ein, dass sich eine solche Tat heute in der aktuellen politischen Situation wiederholen könnte?
Heute nicht geringer als damals.
Was müsste sich in der Gesellschaft verändern, damit so etwas nicht wieder geschehen könnte?
Ich finde, das hat Miss Olivia Merrygold in ihrer Rede ganz hervorragend zusammengefasst. Wir müssten alle die Angst vor der Veränderung ablegen und uns gemeinsam den Herausforderungen stellen, die der Wandel der Gesellschaft mit sich bringt.
Sie haben an dem speziellen Workshop teilgenommen, den die Clarks organisiert hatten. Wie beurteilen Sie im Nachhinein die Erfahrung des Workshops?
Sehr emotional. Alle Teilnehmenden wurden dazu gebracht, sich in dem Kontext Trauer, Schuld, Vergebung, Strafe und Sühne mit ihren inneren Dämonen auseinanderzusetzen. Das hat bei fast allen an der einen oder anderen Stelle große Emotionen frei gesetzt
Was könnte man für künftige Veranstaltungen verbessern, was anders machen? Würden Sie noch einmal an solch einem Workshop teilnehmen?
Obwohl mir der Workshop sehr gut gefallen hat, würde ich nicht nochmal an einem zum gleichen Thema teilnehmen. Es gibt bestimmt viele andere Menschen, die momentan mehr von einem Platz in so einem Workshop profitieren würden, die bisher noch nicht teilgenommen haben..
Die Rede, die Sie im Laufe des Workshops geschrieben haben, wurde live im Stadion vor dem Spiel Merseyside vs. Harriers abgespielt und gleichzeitig auch im Radio in ganz Magic Britain. Was war das für ein Gefühl?
Ich war ziemlich aufgeregt, da ich bis zuletzt Schwierigkeiten hatte Worte für meine Rede zu finden. Andere Workshopteilnehmerinnen haben mich dann aber ermutigt meinen Entwurf im Radio zu sprechen, also habe ich es doch getan.
Der Workshop lief unter dem Motto „Strafe, Vergebung, Sühne“. Können Sie den Täter/innen vergeben?
Es ist nicht an mir, den Täterinnen zu vergeben. Das müssten, wenn, dann andere tun.
Sind die Urteile für die Täter/innen in Ihren Augen hart genug? Wie hätten Sie selbst geurteilt?
Für manche ist der Tod das härtere Urteil, für manche lebenslange Haft. Ich hätte alle zu lebenslanger Haft verurteilt. Ob das schlimmer ist, als der Tod muss jede*r für sich selbst entscheiden.
Vielen Dank für das Gespräch!